
Der Geist der Schönstattbewegung wurde in den 30er
Jahren vor allem durch den Ortsgeistlichen hereingetragen in die Gemeinde.
Viele Jugendliche, auch Männer und frauen, nahem an Exerzitien oder
Tagungen in Schöstatt oder anderswo teil. Fast in jedem Haus befand
sich ein MTA-Bild. So wurde in der Jugend der Wunsch laut, der Dreimal-Wunderbaren
Mutter von Schönstatt auch in hiesiger Gemeinde ein Heiligtum zu schenken.
An die Gemeinde wurde 1934 das Gesuch gerichtet, in der Kohlgrub einen geeigneten
Bauplatz abzutreten. Am 5. Juli 1935 erhielt das Pfarramt den Beschluß
des Gemeinderates vom 8. November 1934, wonach die Gemeinde zum Bau einer
Kapelle von dem Grundstück Parzelle 1422/2 eine Fläche von ca.
80 m² unentgeltlich zur Verfügung stelle, doch der Platz im Eigentum
der Gemeinde verbleibe. Auf dieser Basis wollte aber der Ortspfarrer keine
Kapelle bauen, weil er befürchtete, die Gemeindeleitung bzw. der Ortsgruppenleiter
könnte in diesem Fall frei über die Kapelle verfügen. Die
Pläne von Architekt Götz – Kirchheim – und die vollständig
ausgearbeiteten von Dr. Schmitt – Stuttgart – mußten daher zurückgestellt
werden. Neben dem vorgesehenen Bauplatz hattedie Jungfrau Legata Schäfer
der Kirche einen Acker vermacht, auf den einmal eine Kapelle hätte
gebaut werden können. Auf diesem Grundstück wäre jedoch
eine Kapelle nicht so zur Geltung gekommen. Während des folgenden Weltkrieges
war es aussichtslos, einen kirchlichen Bau zu erstellen. Mit dem Zusammenbruch
des Dritten Reiches war der Augenblick gekommen, das einstige Bauvorhaben
wieder aufzugreifen: der Muttergottes als Dank für ihren Schutz während
des Krieges und vor allem der letzen Kriegstage und zum Gedenken der gefallenen
Helden eine Kapelle zu erstellen. Von der Gemeinde wurde nun der erste Bauplatz
zur Verfügung gestellt, wenn auch noch nicht im Grundbuch überschrieben.
So konnte am Montag in der Karwoche 1946 die Jugend den 1. Spatenstich machen.
Die Materialbeschaffung war sehr schwierig, ohne „Kompensation“
ging es nicht. Schnaps, Kaffee, Honig, Butter und vor allem Zigaretten bildeten
die Währung anstelle der von der Besatzungsmacht eingeführten
Militärmark. Die Natursteine wurden von der Firma Walz, Hochdorf, geliefert.
Viele Jungmänner fuhren täglich nach Hochdorf in den Steinbruch,
um die Steine ohne Entlohnung zu bearbeiten. Die Firma Kreidler & Walz,
Rexingen, hat mit 10 Maurern, darunter auch hiesigen, die Maurerarbeiten
sehr exakt und unter großen Opfern durchgeführt. Die Jugend hatte
dabei wertvolle Handlangerdienste geleistet. Die ortsansässigen Handwerker
haben ihre Arbeit um Gotteslohn verrichtet. Die feierliche Einweihung fand
am 22. Mai 1949 statt, voraus gin ein Triduum, gehalten von P. Erne – Schöstatt.
Die Begeisterung war groß. Das MTA-Bild wurde von der Frau des Präsidenten
Binder – Tübingen – gemalt. Die Muttergottes möge die edle Künstlerin
segnen und belohnen. Sämtliche Baukosten wurden durch freiwillige Spenden
beglichen, die Kirchenpflege selber wurde mit keinem Pfennig belastet. Das
Bischöfliche Ordinariat in Rottenburg verfügte, daß „gelegentlich“
dort die Meßfeier gefeiert werden dürfe, doch soll daraus keine
Verpflichtung entstehen. Viele Gläubige aus der Gemeinde und der Umgebung
pilgern gerne dorthin, um im stillen Gebet vor dem Bild der Gottesmutter
zu verweilen. Im Mai und Oktober finden in der Kapelle öfters Andachten
statt, bei besonderen Anlässenzieht eine Lichtprozession hinauf zur
Kapelle. In den letzten Jahren wurden aus Stiftungen die beiden Statuen
des hl. Bruder Klaus von der Flüe und des hl. Josef beschafft.
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Entnommen aus dem „Grünmettstetter Heimatbuch“ von Pfarrer Hermann Schneider, 1964