§ 8 Das Gemeindeoberhaupt: der „Dorfschultes“
Fast lückenlos steht die Reihe der Schultheißen seit 400 Jahren.
Nach der Spital Verfassung sollte jeder Spitalflecken einen Schult-
heiß haben, der für gewöhnlich vom Spital selbst ausgewählt und ein-
gesetzt wurde. Anfänglich war der Schultheiß verschiedene Jahre im
Amt, später gab es oft Wachablösung. Nach den Statuten dauerte die
jeweilige Amtsperiode eines Schultheißen 2 Jahre. Wenn der Spital
mit seinem Vertrauensmann im Dorf draußen zufrieden war, so ließ
man ihn wohl länger schalten und walten. Gab er jedoch Anlaß zu
Beanstandungen seitens der Obrigkeit, so waren die Chancen einer
Weiterführung des Amtes für den ersten Mann im Dorfe sehr gering.
Aufgabe des Schultheißen war vor allem die Überwachung der
Durchführung obrigkeitlicher Anordnungen und Gesetze, mehr ein
Ehrenamt, bei dem nicht allzuviel zu verdienen war. Drum finden
wir meist auch die Begütertsten als Dorfschultes. Ein Rathaus be-
stand bis zum Jahre 1815 nicht, die ganze Verwaltung war klein
beieinander; eine Tragkiste. „Gmeindslad“ genannt, faßte sämtliche
Akten und Bücher. In den Pfarrakten kommt bisweilen der Name
„Bürgermeister“ vor, damit ist jedoch nicht das Dorf Oberhaupt ge-
meint als vielmehr der „Gemeindepfleger“. Erst in der neueren Zeit
(seit ca. 1933) wurde der Schultheiß in „Bürgermeister“ umgetauft,
wie auch die Oberämter in „Kreise“ umgewandelt wurden.
Die Reihe der Schultheißen:
1) Caspar Wehelin (1559 und 1560 genannt)
2) Jakob Wehle (1600)
3) Hans Eystetter (1666 „Altschultheiß“)
4) Peter Wehle 1666 und 1669 genannt
5) Johann Eystetter 1678
6) Peter Wehle 1680 – 1693
7) Stoffel Dettling der Jung vom oberen Hof (Pflug) 1693-96
8) Peter Wehle 1696 – 1704
9) Peter Fritz 1704 – 1706
10) Josef Klink 1707
11) Peter Wehle 1718 – 1730
12) Christoph Dettling vom oberen Hof
13) Josef Kreidler 1755/56
14) Johann Dettling vom unteren Hof 1765 (z.Zt. des Kirchenbaues)
15) Franz Josef Sayer 1773
16) Martin Steimle Kiefersbauer 1778
17) Josef Armbruster 1784-87 (z.Zt. der Auflösung d.Roskr.brud.)
18) Johann Ulrich Klink 1789-94
19) Johannes Steimle Kiefersbauer 1794-97
20) Josef Wehle, genannt „Hayberger“ 1797
21) Anton Schäfer 1801
22) Johannes Wehle 1802
23) Anton Wehle
24) Anton Schäfer 1808
25) Josef Walz 1814
26) Vinzenz Saier ( – 1834)
27) Lorenz Steimle 1834-36
28) Johannes Kaupp 1836-37
29) Lorenz Steimle 1837-38
30) Johannes Kaupp 1838-1844
31) Lorenz Jung 1844-49
32) Martin Schäfer (1849-1880)
33) Ludwig Saier (1880-1913) 33 Jahre lang!
34) Hugo Schäfer 1913 – 1920
35) Anton Kaupp 1920 – 1945
36) Ludwig Blaumeiser 1945/46 kommissarisch
37) Anton Jung (seit 1946 – Jan. 1967)
38) Siegfried Meinke 1.2.1967 –
Bei den früheren Bürgermeistern besagt die Jahreszahl, daß sie in
dem betreffenden Jahre genannt sind. Über ihre Amtszeit ist damit
nichts gesagt.
Die längste Amtszeit erreichte Schultheiß Ludwig Saier mit 33 Amts-
jahren (1880 – 1913). Schon sein Vorgänger Martin Schäfer hatte eine
lange Regierungszeit zu verzeichnen. Schäfer starb am 9. April 1880,
nachdem er seines Amtes ca. 30 Jahre lang „mit großer Energie und
Gewandtheit gewaltet hatte.“ Im Jahre 1871 wurde er mit der silber-
nen Zivilverdienstraedaille ausgezeichnet. Sein Nachfolger Saier konn-
te 1905 sein 25-jähriges Jubiläum als Ortsvorsteher feiern. Pfarrer
Aicher schrieb darüber; „Auf allgemeinen Wunsch der Gemeinde und der
Collegien wollte man auf Gemeindekosten eine Feier veranstalten:
aber der Jubilar lehnte im Interesse und aus Sparsamkeit der Gemeinde
ab. Die Gemeinde ließ es sich aber nicht nehmen, den allgemein ge-
achteten und um das Wohl des Ortes so verdienten Vorsteher eine Ju-
biläumsgabe zu widmen, bestehend in goldener Uhr und Kette im Wert
von 180 Mark. Im darauffolgenden März wurde der gefeierte Schult-
heiß anläßlich des Geburtstages Sr. Majestät des Königs Wilhelm II.
mit der goldenen Verdienstmedaille dekoriert.“ Und Pfarrer Honer
charakterisiert den langjährigen Schultheiß anläßlich seines Todes
am 19. Juni 1913: „Er hat sich viele Verdienste um die Gemeinde er-
worben. Saier war ein Mann von außerordentlicher Willenskraft. Mit
rücksichtsloser Energie setzte er durch, was er für recht hielt.
mit unerbittlicher Strenge strafte er Verstöße gegen die öffentliche
Zucht und Ordnung. Er war gefürchtet von vielen. Seinen religiösen
Pflichten kam Saier gewissenhaft nach. Aus seiner katholischen Über-
zeugung machte er keinen Hehl; auch seine Zugehörigkeit zur Zentrums-
partei bekannte er offen und unerschrocken auch Höhergestellten und
Vorgesetzten gegenüber.“ Zur Wahl des neuen Schultheißen Hugo
Schäfer (1913) meint der Chronist; „Der rechte Mann am rechten Platz!“
Unter Schultheiß Anton Kaupp wurde das Schwesternhaus erstellt.
In jüngster Zeit wurde unter Bürgermeister Anton Jung das Gemeinde-
haus (1952) und das Schulgebäude mit Lehrerhaus (1963) erstellt.
Quelle: Hermann Schneider, Heimatbuch, Nachdruck 1997
gescannt: Marc Kreidler, 25.8.2004
Korrektur gelesen: Marc Kreidler, 9.7.2005